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Kultur | Bauweise

Stadel, Stadelpfosten und -stelze

Stadol, m Stadel, Kornstadel, Garbenspeicherraum; Gebäude auf Stelzen mit runden Schieferplatten, die ein Eindringen von Mäusen verhindern. Das Idiotikon erklärt den Begriff als «landw. Gebäude» «Scheune», so (sic!) Heu aufbewahrt und Vieh untergebracht wurde oder in der Alpwirtschaft als «Heu- auch Streuscheune».

Im Oberwallis hat das Gebäude, das wir als Stadel bezeichnen, immer nur die Funktion als Garbenspeicherraum und Dreschplatz. Der Stadel bestand aus einem eingeschossigen und einräumigen, gestelzten Kantholzblock und war im Gegensatz zum Speicher weniger sorgfältig verarbeitet, damit die Luft in ihm zirkulieren und so das Getreide besser trocknen konnte. Stand er allein, und das war in der Regel ausserhalb der geschlossenen Siedlungen, wies er meistens eine Vielzahl von Besitzern auf. An keinem anderen Gebäude kann man die Ökonomie des Bauens besser beurteilen als am Stadel: der Walliser hatte seinen Besitz weit verstreut, es wäre zu mühsam gewesen, die Ernte (Getreide, Heu) an einen Ort zusammenzutragen; darum erstellte er zusammen mit seinen Nachbarn jeweils vor Ort die entsprechenden Ökonomiegebäude. Statt das Heu zum Vieh zu tragen, liess er das Vieh zum Heu laufen, und statt die schweren Garben trug er das ausgedroschene Korn ins Dorf.

Stadel Aufriss
  
 Stadel Aufriss2 

Die Folge war aber, dass ein wohlhabender Bauer von bis zu zehn Stadeln Miteigentümer sein konnte. Das Innere des Stadels bestand aus einem Raum, der in der Mitte vom sorgfältig gefugten Tenn, Te, dem Dreschplatz, in zwei Teile getrennt wurde. Diese wiederum wurden meist vertikal durch sogenannte Stutzwände in grössere oder kleinere Anteile, Schroote, unterteilt. Im Goms konnten diese Abteile durch horizontale Lagerböden, Brigi, noch zusätzlich aufgeteilt werden. In Dorfnähe bildeten Stadel und Speicher oft eine Einheit (vgl. Speicher).

  

Stadolbei, n Stadelbein, Stütze und Platte, Bein, Stock; vgl. Stadoltschaaggo, -pfiiler, -tschebil, Schibbei, auch Plaana, Stadolplaana senkrechte Stelze aus Holz (selten gemauert), auf welche die Mäuseplatte aufgelegt waren, die dann das ganze Geviert des Gebäudes trugen.  Diese Stelzen bildeten einen Hohlraum zwischen dem Unterbau und dem eigentlichen Stadel oder Speicher; dadurch wurde die Luftzufuhr verbessert und für viel Ungeziefer, vor allem Mäuse, entstand ein unüberwindbarer Zwischenraum.

 Stadel Oberems

Volmar Schmid: Kleines Walliser Wörterbuch, Gebäude. Verlag Wir Walser, Brig 2003

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