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Kultur | Persönlichkeiten

Hannes Schneider, ein Schipionier

Schneider, Hannes, * 24. 6. 1890 in Stuben am Arlberg, † 24. 4. 1955 in North Conway (USA), Schipionier. Ab 1907 Schilehrer in Sankt Anton am Arlberg, propagierte durch seine 1922 gegründete "Arlbergschule" (Arlbergtechnik) und durch die Lehrfilme von Arnold Fanck den Stemmbogen und eine dem alpinen Gelände angepasste Fahrweise; machte so das Arlberggebiet zu einem internationalen Skisportzentrum. Er wirkte auch bei Skifilmen mit und gründete nach seiner Emigration in die USA (1938) das Skizentrum North Conway in New Hampshire.

Hannes Schneider




Der Schipionier Hannes Schneider

Hannes Schneider kam am 24. Juni 1890 in Stuben am Arlberg als erstgeborener Sohn des Josef Anton Schneider und der Philomena Mathies zur Welt. Dort wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf.

Der Vater Josef Anton Schneider hatte seine Heimat in Marul im Großen Walsertal, seine Mutter kam aus St. Jakob, einem Ortsteil der Gemeinde St. Anton am Arlberg. Um die Jahrhundertwende begann er zunächst mit selbst gemachten Schiern zu fahren, tat bei Konkurrenzen erfolgreich mit und zählte bald zu den besten Jugendläufern. Der Ruf seines Könnens drang auch nach St. Anton, und im Jahre 1907 wurde er vom damaligen Obmann des Schiclubs Arlberg Ing. Rudolf Gomperz und C. Schuler als Schilehrer nach St. Anton verpflichtet. Hier war er dann 31 Jahre erfolgreich tätig.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg baute Hannes Schneider mit Hilfe zweier Schilehrer eine Schischule mit Gruppenunterricht auf. Hinsichtlich der Fahrweise prägte er die später sich weltweit durchsetzende „Arlbergtechnik", welche sich wesentlich von der damals üblichen „Norwegertechnik" und der „Lilienfeldertechnik" unterschied.
Nach dem Ersten Krieg heiratete Hannes Schneider Ludwina Seeberger. Der Ehe entsprossen Sohn Herbert (1920) und Tochter Herta (1921). In der Folge baute Hannes Schneider die Schischule auf breiter Basis wieder auf und stellte immer mehr Schilehrer ein, welche die Schischüler in verschiedenen Leistungsgruppen unterrichteten. Die theoretischen Grundlagen für den Schiunterricht schuf er gemeinsam mit einigen treuen Wegbegleitern. Als erster Freund und Wegbegleiter ist wohl Ing. Rudolf Gomperz zu nennen. Er förderte als Publizist und Organisator über 30 Jahre lang Hannes Schneiders Aufstieg. Rudolf Gomperz hat für seine Wahlheimat St. Anton sehr verdienstvoll gewirkt; er ist dem Rassenwahn des Dritten Reiches zum Opfer gefallen.
Als weiterer Freund ist Dr. Arnold Fanck zu erwähnen, mit dem Hannes Schneider neben einigen großartigen Schifilmen auch das Buch „Wunder des Schnee-Schuhs" herausbrachte. Diesen Filmen und dem Buch verdankt Hannes Schneider weitgehend seinen weltweiten Ruhm. Bei den Schifilmen zeigte Hannes Schneider sowohl als Schiläufer als auch als Schauspieler großartige Leistungen.
Ein weiterer guter Freund war Dr. Anton Tschon. Als frühes Mitglied des Schiclubs Arlberg kannten sich beide schon von Jugend an. Mit Dr. Anton Tschon entwickelte Hannes Schneider in den Jahren 1929 bis 1930 den österreichischen Schilehrplan; er bildete die erste offizielle Grundlage eines staatlich überwachten Schiunterrichtes. Dieser Schilehrplan trat 1931 in Kraft und bedeutete den endgültigen Durchbruch der Arlbergtechnik (http://www.aeiou.at/aeiou.film.f/f005a).
Es zog immer mehr Schibegeisterte nach St. Anton, um bei Hannes Schneider das Schifahren zu lernen. In der Folge kam es zur ersten großen Entwicklungsphase St. Antons in der Zwischenkriegszeit, als sehr viele Gästepensionen und Gasthäuser gebaut sowie die entsprechende Infrastruktur geschaffen wurden. Im Jahre 1937 wurde die Seilbahn auf den Galzig gebaut. Die Schischule war inzwischen auf etwa 30 Schilehrer angewachsen. St. Anton brachte in dieser Zeit eine Reihe hervorragender Rennläufer hervor: Rudi Matt, Friedl Pfeifer, Pepi Jennewein und die Brüder Pepi und Franz Gabl. In den Jahren vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich traten auch in St. Anton politische Differenzen unheilvoll zutage. Hannes Schneider und seine Freunde, welche mit dem Nationalsozialismus nicht einverstanden waren, wurden nachdem Anschluss 1938 ihrer Posten enthoben und zum Teil eingesperrt. Hannes Schneider kam nach sechswöchiger Haft bei einem Freund in Garmisch-Partenkirchen unter. Benno Rybizka, der bereits seit zwei Jahren im Staate New Hampshire eine Schischule leitete, war mit Schneider in Garmisch in Verbindung getreten und versuchte, ihm die Einreiseerlaubnis nach Amerika zu verschaffen. Nun trat Mr. Harvey Dow Gibson, ein einflussreicher Bankier aus New York, in das Geschehen ein. Ihm gelang es, Schneider und seine Familie nach Amerika zu bringen. Seine Gegenleistung bestand darin, für das Deutsche Reich einen kurzfristigen Kredit zu beschaffen. Mr. Gibson kannte nämlich den deutschen Finanzminister Hjalmar Schacht aus früheren Jahren sehr gut.
Hannes Schneider übernahm unverzüglich die Leitung des im Aufbau begriffenen Schizentrums North Conway, das Mr. Gibson kurz zuvor gekauft hatte. Noch im Jahre 1939 erlitt die Familie Schneider einen herben Verlust - Frau Ludwina Schneider starb am 13. August 1939 in North Conway. Hannes Schneider und seine Mitarbeiter stampften in wenigen Jahren einen Wintersportplatz aus dem Boden, der von den Schibegeisterten Oststaatlern gerne angenommen wurde. Auf dem Mount Cranmore bestand bereits eine Aufstiegshilfe, eine Standseilbahn, welche in zwei Sektionen vom Talboden bis zum Gipfel führte.
Schneiders St. Antoner Mitarbeiter Franz Kössler, Anton Matt, Otto Tschol und Benno Rybizka hielten fest zu ihm und der Mount Cranmore wurde für alle zum „Galzig" Amerikas. Da wurden neben anderen Abfahrten eine „Kandahar-Abfahrt" und eine „Waldschneise" ausgeholzt, die an den „Galzig" der Heimat erinnerten. Zum Andenken an den im Jahre 1944 tödlich verunglückten Franz Kössler wurde auch eine „Franz-Kössler-Abfahrt" errichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Hannes Schneider erstmals 1947 nach St. Anton heim; er hatte seine Heimat acht Jahre lang nicht gesehen. Am Bahnhof empfingen ihn viele seiner Freunde.
In der Folge kam Hannes Schneider fast jedes Jahr nach St. Anton, um sich hier mit Freunden zu treffen und den Kandaharrennen beizuwohnen oder auf seine geliebte Jagd zu gehen.
Am 26. April 1955 starb Hannes Schneider in Amerika. Er ruht in North Conway an der Seite seiner Frau Ludwina. Auf dem Friedhof von St. Anton erinnern ein Ehrengrab und in Stuben eine Bronzetafel am Geburtshaus an den großen Schipionier Hannes Schneider.
(Quelle und teilweise wörtliche Übernahme aus: Hans Thöni, „Schipionier Hannes Schneider zum 100. Geburtstag“, in: Walserheimat in Vorarlberg, Nr. 47, 1990)

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