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Kultur | Persönlichkeiten

St. Jodern; der Heilige Theodul

Bischof von Octodurus (Martigny, Martinach), Landespatron des Wallis, heilig (Fest 16. August; 13.-19. Jahrhundert. 2. Fest 4. September)

THEODOR (Theodolus, Theodulus, St. Joder, Jodern, frz. Théodule, rätoroman. Sogn Gioder),

Hl. Theodul

Bischof von Octodurus (Martigny, Martinach), Landespatron des Wallis, heilig (Fest 16. August; 13.-19. Jahrhundert. 2. Fest 4. September): - Ende des 4./Anfang des 5. Jahrhunderts. - Er war wahrscheinlich der erste Bischof von Octodurus und nahm in dieser Eigenschaft 381 an der Synode von Aquileia teil, wahrscheinlich auch 389/90 an der von Mailand. Er ist vermutlich auch der Theodor, der den Brief der Synode von Mailand (393) an Papst Siricius (s.d.) mitunterzeichnete. Anfang des 5. Jahrhunderts berichtet Bischof Eucherius von Lyon (s.d.) (Passio Acaunensium martyrum), daß Theodor die Gebeine des Mauricius Primicerius und seiner Gefährten, der sogenannten thebäischen Märtyrer, gefunden und sie in einer ihnen zu Ehren errichteten Basilika in Acaunum (Sankt Moritz, Saint-Maurice) beigesetzt habe. Die Reliquien Th.s wurden wahrscheinlich bei der Übertragung des Bischofssitzes nach Sitten im 6. Jahrhundert dorthin überführt und vielleicht auf dem Friedhof extra muros beigesetzt, wo eine Kirche entstand, später eine Krypta mit einem Arcosolgrab (8./9. Jahrhundert, nach neueren Grabungen unter der Sankt-Theoduls-Kirche aus dem 16. Jahrhundert), die im Mittelalter stark besuchter Wallfahrtsort war. An einem 4. September (Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts) wurden die Reliquien von hier weggeführt (relevatio) und später in Valeria (Sitten) aufbewahrt. Bei der Besetzung der Stadt durch die französischen Truppen 1798 gingen sie verloren. Sein Kult verbreitete sich von Sitten (urkundlich bereits 999 als dessen Patron genannt) über Engelberg (12. Jahrhundert) in die übrige Schweiz, nach Savoyen, Oberitalien, Vorarlberg (Walserkolonien) und nach Süddeutschland. Im Wallis hat sich das Andenken an Theodor in der Überlieferung immer erhalten (gestützt besonders auf den Kultplatz und auf die passio Acaunensium martyrum), aber nicht ohne Verunstaltungen. Die sogenannte Stiftungsurkunde der Abtei, in Sankt Moritz Ende des 8./Anfang des 9. Jahrhunderts aufgesetzt, macht aus Theodor einen Zeitgenossen des heiligen Sigismund (s.d.), des Königs der Burgunder. Die Vita beati Theodori Sedunensis episcopi (12. Jahrhundert) versetzt ihn in die Zeit Karls des Großen (s.d.). Diese größtenteils legendarische Vita reicht nicht weiter als etwa zum Jahr 900 zurück. Sie entstand in der zweiten Hälfte des 10. oder zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Ein Theodor II. (515) und Theodor III. (um 800) wurden erfunden, um die Anachronismen der Überlieferung zu überdecken; sie sind unhistorisch. Th. ist u.a. Glocken-, Wetter- und Winzerpatron. Hauptattribut ist nach der Legende ein glocketragender Teufel, der den Heiligen samt einer ihm vom Papst geschenkten Glocke von Rom über den Theodulpaß (Matterjoch) nach Sitten tragen mußte. Auf der Versetzung in die Zeit Karls des Großen beruht die Darstellung mit einem Schwert oder der Augenblick der Schwertübergabe durch Karl den Großen, so unter anderem auf alten Walliser Münzen, in Erinnerung an die Th. angeblich verliehenen Hoheitsrechte über das Wallis (Carolina). Außerdem wird er abgebildet mit einer Weintraube, ein Weinwunder wirkend, die Reliquien der thebäischen Märtyrer sammelnd, vereinzelt auch, wie er ein ertrunkenes Kind wieder zum Leben erweckt. Gelegentlich wird dem Hl. Theodul ein lokales Bergbaupatronat in Vorarlberg zugesprochen. Dies dürfte mit einer Verwechslung beim St. Anna- oder Knappenaltar in Barthlolomäberg im Montafon zusammen hängen. Dort wird neben dem Hl. Theodul der Hl. Daniel mit Hammer und Erzstufe dargestellt (vgl. Ulrich Nachbaur, "Der heilige Bischof Theodul. Von der Urkundenfälschung bis zur Käsewerbung" in Montfort, Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs, 66. Jahrgang 2014, Band 1, S. 5-81, hier S. 42-44).

Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon.  Band XI (1996)Spalten 881-884 Autor: Kirsten Groß-Albenhausen

Die Sage mit der Glocke

Hl. Theoduls mit der GlockeTheodul, erster Bischof im Wallis, erblickte einmal drei tanzende Teufel. Gefragt nach dem Grund ihrer Freude, verrieten sie ihm, der Papst in Rom sei im Begriff, schwer zu sündigen. Um den Preis seiner Seele ließ sich der Bischof von einem der Teufel nach Rom fliegen. Bedingung war jedoch, dass der Satan ihn wieder am anderen Tag vor dem ersten Hahnenschrei in seine Heimat zurückbringe. In Rom angekommen, konnte Theodul den Papst vor dem Sündenfall retten, und dieser schenkte ihm zum Dank eine Glocke. Der Teufel musste nun den Bischof samt der schweren Glocke ins Wallis zurücktragen. Ein weißer Hahn verkündete jedoch schon von weitem die Ankunft des Bischofs, sodass der Teufel seine Wette verlor. Theodul lebte im 4. Jahrhundert und wurde nach seinem Tode von den Wallisern hoch verehrt. In vielen Walserkirchen finden wir Skulpturen, Gemälde und Hinweise dieses Walserheiligen. Sein Attribut: Ein Teufel mit der Glocke.




Die St. Jodern-Kufe.
Einst hatte der Frost die Weinernte im Wallis gänzlich zerstört. Die armen Leute litten großen Mangel. Jammernd kamen sie zu ihrem heiligmäßigen Bischof Jodern, der sich ihrer erbarmte, eine Kufe voll Wein segnete und alle trö­stend einlud, zu kommen und nach Bedürfnis daraus zu ziehen. Er verbot ihnen aber strenge, die Kufe je zu öffnen. Und die Kufe gab des köstlichen Weines, soviel man nur verlangte; sie versiegte nicht und war nie leer. Das währte so der Jahre gar viele fort; die Kufe gab noch Wein, als der Bischof schon längst gestorben war.

Drunten in Sitten, im Bischofskeller neben der alten St. Peterskirche, wurde die wunderbare St. Jodern-Kufe aufbewahrt. Da wollte es das Unglück, daß einmal vorwitzige Leute in den Keller kamen, die sehen wollten, was denn, endlich und letztlich die Wunderkufe wohl in sich bergen möchte. Mit frevelnder Hand ward sie aufgerissen, und siehe, die Kufe war trockenleer, nur am obern Spund­loch hing eine schöne, volle Traube, die jedoch gleich verdorrte und sich in Staub auflöste. Auch die Kufe fiel in Trümmer und ließ sich nicht mehr zusammenfügen.

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